Projektbeschreibung
Mensch-Ding-Verflechtungen indigener GesellschaftenDie Datenbank ist im Rahmen des vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojektes (2015-2018) „Mensch-Ding-Verflechtungen indigener Gesellschaften“ entwickelt und aufgebaut worden. Das Verbundprojekt wurde gemeinsam mit indigenen Partnern unter der Leitung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Verbund mit dem Linden-Museum Stuttgart und der Goethe-Universität Frankfurt/Main realisiert.
Ziel der Datenbank ist es, räumlich weit von ihrem Ursprung entfernt aufbewahrte Zeugnisse materieller Kultur der indigenen Völker der Guyanas (Nordbrasilien, Süden von Suriname und Französisch Guyana) in einem digitalen Archiv zu erfassen. Dieses ist den Nachfahren der einstigen Produzentinnen und Nutzerinnen als Teil ihres kulturellen Erbes zugänglich und zugleich Forschungstool. Ein wesentliches Anliegen dieser Datenbank ist es, das in den Objekten verkörperte Wissen digital zu repatriieren, damit es mit lokalen Wissenstraditionen neu verknüpft werden kann.
Ausgangspunkt für dieses Vorhaben ist die ethnographische Sammlung von Manfred Rauschert (1928-2006), welche zum Grundstock der Bonner Altamerika-Sammlung (BASA) der Universität Bonn gehört. Diese Sammlung gelangte zwischen 1954 und 1977 in die BASA und umfasst etwa 320 Objekte von sechs verschiedenen indigenen Gruppen.
Im Rahmen seiner insgesamt mehrjährigen Forschungsaufenthalte bei den Apalai im Norden Brasiliens arbeitete Rauschert ein von ihm selbst entwickeltes Programm zum Kulturerhalt der Apalai ab. Er dokumentierte umfassend die Kultur der Apalai, fertigte Foto-, Film- und Tonaufnahmen an und trug eine große Anzahl ethnographischer Objekte zusammen. Diese verkaufte er teilweise an europäische Museen, außer an die BASA z.B. auch an das heutige Museum der Kulturen Basel, einen erheblichen Teil der Objekte behielt er jedoch selbst.
Neben Rauschert haben weitere Akteure bei den Apalai und ihren Nachbarn, z.B. den Wayana und Tiriyó ethnographische Sammlungen zusammengetragen, die sich heute ebenfalls in musealen Sammlungen weit entfernt von ihrem Ursprung befinden. Mit dem Aufbau der Datenbank wurden diese Objekte nicht nur untereinander verknüpft, sondern auch mit den visuellen Medien, die ihre einstige Herstellung und Nutzung dokumentieren.
Gleichzeitig kann die Datenbank für die ethnologische und museologische Forschung genutzt werden und wird dafür bereitgestellt. Das Projekt „Mensch-Ding-Verflechtungen indigener Gesellschaften“ untersucht am Beispiel der ethnographischen Objekte Prozesse des kulturellen Wandels und des Wissenstransfers zwischen unterschiedlichen Generationen, indigenen Gruppen untereinander sowie zwischen diesen und nichtindigenen Akteuren.